Der Abwasserbetrieb Troisdorf, AöR (ABT) stellt im regionalen Verbund die Weichen für eine zukunftsfähige, nachhaltige Klärschlammverwertung.
Wie lässt sich der Troisdorfer Klärschlamm unter neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen in Zukunft umweltgerecht und kostenbewusst verwerten? Diese wichtige Frage hat der Abwasserbetrieb Troisdorf, AöR (ABT) als Gründungsmitglied der neuen KLAR GmbH (Klärschlammverwertung am Rhein) bereits heute geklärt. Die Gesellschaft, die am 26.07.2022 gegründet wurde, wird in Köln-Merkenich eine eigene Klärschlammverbrennungsanlage nach neuesten Umweltstandards konzipieren, bauen und betreiben.
Gesellschafter der KLAR GmbH sind die Stadtentwässerungsbetriebe Köln, AöR (StEB Köln), die Stadtwerke Köln GmbH (SWK), die Bundesstadt Bonn und die Klärschlammkooperation Poolgesellschaft mbH (KKP). Letztere hatte der ABT im Vorfeld zusammen mit elf anderen Kommunen bzw. Kommunalunternehmen sowie dem Wasser- und Bodenverband Wahn gegründet, um als Verbund mit einer gemeinsamen Zielrichtung und einer Stimme aufzutreten.
Zukünftige Herausforderungen im Blick
Durch die Beteiligung bereitet sich der ABT frühzeitig auf die kommenden Veränderungen im Bereich der Klärschlammverwertung vor. Klärschlamm wird derzeit noch in Braunkohlekraftwerken mitverbrannt. Deutschland steigt in den nächsten Jahren jedoch aus dem Energieträger Kohle aus – so entfällt die Möglichkeit der Verbrennung in Kraftwerken. Diese Tatsache birgt gleichzeitig eine Chance für mehr Nachhaltigkeit. Denn in der geplanten Monoverbrennungsanlage in Köln-Merkenich kann der Klärschlamm klimaneutral verbrennen. Anders als fossile Rohstoffe wie Erdöl besteht Klärschlamm vorwiegend aus natürlichen Rohstoffen, was ihn zu einem erneuerbaren Energieträger macht.
Wertvolle Rohstoffe zurückgewinnen
Ein weiterer Grund für die Gründung der KLAR GmbH: Bislang wird Klärschlamm wegen der enthaltenen Rohstoffe häufig als Düngemittel in der Landwirtschaft eingesetzt. Ab 2029 ist dies wegen Änderungen in der Klärschlammverordnung nicht mehr erlaubt. Zudem gilt es künftig, den wertvollen Rohstoff Phosphor, der eine endliche Ressource darstellt und der auf dem Weltmarkt nicht zuverlässig zur Verfügung steht, aus dem Schlamm zurückzugewinnen. Zwischen 2029 und 2032 wird das Phosphor-Recycling aus Klärschlamm daher schrittweise verpflichtend.
Bislang gibt es in Deutschland nur sehr wenige Entsorgungsanlagen, die eine Monoverbrennung mit anschließender Phosphorrückgewinnung aus der Asche anbieten. Der Grund: Monoverbrennungsanlagen für Klärschlamm, die die künftigen strengen Umweltstandards erfüllen, sind sehr kostenintensiv und erst dann wirtschaftlich, wenn sie auf die Verbrennung größerer Klärschlammmengen ausgerichtet sind. Eine gemeinsame Klärschlammverbrennungsanlage mit anschließender Phosphorrückgewinnung innerhalb der Region Köln-Bonn ist auch vor diesem Hintergrund eine lohnende Investition.
Troisdorfer Abwasserentsorgung bleibt bezahlbar
Von der KLAR GmbH profitiert Troisdorf ganz unmittelbar. Denn die Entsorgung in der „eigenen“ Klärschlammverbrennungsanlage ist kostengünstiger als die Entsorgung über gewerbliche Anbieter. „Durch den Zusammenschluss haben wir uns schon heute beim Zukunftsthema Klärschlammentsorgung nachhaltig und bürgerfreundlich aufgestellt“, betont Andrea Vogt, Vorstandsvorsitzende des Abwasserbetriebs Troisdorf. „Durch die neuen rechtlichen Rahmenbedingungen dürften die Preise für die privatwirtschaftliche Klärschlammverwertung in Zukunft deutlich steigen. Das lässt sich nun verhindern, da der ABT im kommunalen Verbund zwar kostendeckend, aber nicht gewinnorientiert arbeitet. Zur Daseinsvorsorge gehört für uns auch, dass kommunale Leistungen in Troisdorf bezahlbar bleiben.“
So geht es weiter
Bis Ende 2023 wird die KLAR GmbH den technischen Rahmen des Projekts festlegen. Anschließend folgt die Entwurfs- und Genehmigungsplanung, wobei das Genehmigungsverfahren eine umfassende Beteiligung der Öffentlichkeit vorsieht. Mit dem Baubeginn ist Ende 2025 zu rechnen, 2029 soll die Anlage dann in Betrieb gehen. Standort wird das Kraftwerksgelände der RheinEnergie AG sein, die die Anlage im Auftrag der KLAR GmbH betreiben wird. Dank der vorhandenen Infrastruktur kann der Klärschlammtransport per Rohrleitung, Schiff, Lkw und potenziell per Bahn erfolgen. Aus Troisdorf wird der Klärschlamm auf kurzen Wegen per LKW nach Köln-Merkenich gebracht.